Welche Straßenverbindungen, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, als erforderlich angesehen wurden, geht gleich aus den ersten Absätzen des Vortrages von Dr.-Ing. Speck aus Dresden hervor. Er führte aus:
Im Weiteren nennt Speck die HAFRABA, welche sich insbesondere eine Verbindung der Hansestädte mit Frankfurt/M. und Basel vorgenommen hat um sogleich auf den engeren Gegenstand der Tagung, eine Fernstraße von Berlin über Leipzig nach Müchen, einzugehen und diesem Projekt auch einen Namen zu geben: "Müleiberl". Unter "VI. Fernstraße Berlin - Leipzig - München" geht Speck dann konkret auf diese Städteverbindung ein. Er zeigt anhand einer Verkehrskarte den möglichen Streckenverlauf und legt den Teilnehmern dar, aus welchen Überlegungen heraus er zu diesem gekommen war. Welcher Art die Fernstraßenverbindung sein sollte, ob als Ausbau bestehender Straßen (sog. "Ausbaustraße") oder als "Nur-Autostraße", die dem ausschließlichen Motorkraftverkehr vorzubehalten ist, machte Speck keine Angaben, wies jedoch auf die Vor- und Nachteile dieser Straßenarten hin. Den Begriff der "Autobahnstraße" sah er zwar als treffend an, doch fehlte ihm der Glaube an eine momentane Verständlichkeit durch die Allgemeinheit. Bei Betrachtung der weiteren Vorträge auf der Tagung zeigt sich die große Bedeutung, die der besprochenen Fernstraßenverbindung beigemessen wurde und dass eine Strecke Berlin - Leipzig - München, welcher konkreten Art auch immer, stets zum Kern eines gesamtdeutschen Straßenverkehrsnetzes gezählt wurde. Es verwundert deshalb nicht, dass zu Beginn der Reichsautobahnbaues die heutige BAB A9 mit zu den ersten in Angriff genommenen RAB gehörte. Die Bedeutung der Strecke zeigt sich auch daran, dass beim späteren Bau der Reichsautobahnen, im Abzweig vom Berliner Ring nach Leipzig - München, die Richtungsfahrbahnen vom Südring auf die freie Strecke bzw. die Einfahrt von Leipzig auf den Berliner Ring in Richtung Berliner Stadtzentrum als durchgehende Fahrbahnen gebaut wurden. So gesehen, zweigt der Westring eigentlich vom Berliner (Süd-)Ring ab. Quelle: "Der Deutsche Straßenverkehr" Heft 5 (1980)
Dieser Anblick der sog. "Nullbrücke" bot sich den von Leipzig/Halle kommenden Kraftfahrern, nachdem sie die Bärenbrücke, das mit dem Bärenrelief geschmückte letzte Überführungsbauwerk vor dem Berliner Ring, passiert hatten. Die Bezeichnung "Nullbrücke" für die Kreuzungsbauwerke in den trompetenförmigen Autobahndreiecken des Berliner Rings wird umgangssprachlich von den Mitarbeitern der Autobahnmeistereien benutzt. Diese Brücken bildeten seit ihrem Bau den Beginn der Kilometrierung1 für die vom Ring ausgehenden freien Strecken nach Stettin, Frankfurt (O), Breslau/Dresden, Leipzig/Halle und Magdeburg/Hannover. Quelle: Die Straße |
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Das Kreuzungsbauwerk im Leipziger Dreieck/Abzweig Leipzig bietet insbesondere von der Unterseite her dem Betrachter eine gewisse technische Ästhetik. Nach Unterquerung der Brücke und weiteren ca. 200 Metern bogen Fahrzeuge in Richtung Westring nach rechts ab und passierten die bis zu einem Winkel von 45 Grad nach Außen ansteigende Steilkurve. Die Ausführung der Steilkurve ist lt. Verkehrstechnische Woche, Heft 46 v. 16. November 1938, S. 563 die erste der Reichsautobahnen mit einer solchen Querneigung. Im Beitrag6 heißt es dazu: "Dies ist jedoch nicht mit der Absicht geschehen, den Fahrer dazu zu verleiten, die Kurve mit möglichst großer Geschwindigkeit zu durchfahren, sondern lediglich, um den Versuch zu machen, dem Fahrer eine größere Sicherheit zu geben, falls er die Kurve einmal nicht richtig anschneidet." Quelle: Sammlung R. ArndtQuelle: Die Straße |
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Ebenso, wie das Autobahndreieck Potsdam für die abzweigende Strecke nach Leipzig/Halle - Nürnberg - München, hat auch die im Autobahndreieck Werder beginnende Bundesautobahn A2 nach Magdeburg - Hannover und weiter ins Westfälische eine über die Grenzen Deutschlands hinausgehende Verkehrsbedeutung. So war es nur folgerichtig, dass der sechsstreifige Ausbau in den Katalog der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) aufgenommen und die Realisierung in den ersten Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung vollzogen wurde. Quelle: Auto-Atlas DDR, VEB Tourist Verlag Berlin/Leipzig,9. Aufl. 1981 Das ursprünglich Brandenburger Dreieck und in der DDR 'Abzweig Magdeburg' genannte heutige Autobahndreieck Werder hat eine gravierende Veränderung erfahren, als insbesondere nach Abschluss des Transitabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik das Verkehrsaufkommen über die Transitautobahn enorm zunahm. Mielke4 schreibt noch 1984: "Nach einigen weiteren Kilometern Fahrt durch die märkische Heide, an den Renne-Bergen und der Feldmark Bliesendorf vorbei, erreichen wir den Abzweig Brandenburger Dreieck, unterfahren in einer scharfen Rechtskurve den Berliner Ring und befinden uns auf der - wie in der Einleitung bereits ausgeführt - 1936 eröffneten Autobahn nach Hannover." Der Verkehrsstrom in Richtung Westen konnte unmöglich weiter durch die ehemalige Steilkurve mit ihrem engen Radius von 50 m geführt werden. Es wurde deshalb eine Kurve gebaut, die durch ihren Radius von 170 m ein gefahrloses Passieren mit 80 km/h zuließ. Grün sind die ursprünglichen Äste mit der obligatorischen Steilkurve für die Fahrbahn Südring - Magdeburg. Die Änderungen nach dem Umbau durch die DDR zeigen sich als violett gestrichelte Linien. Die heute vorliegende Variante mit zwei "Überfliegern" ist rot dargestellt. Die von R. Arndt bearbeitete Skizze nutzt den Druck einer DEGES-Veröffentlichung3 Im Gegensatz zum Leipziger Dreieck sind beim Brandenburger Dreieck am Kilometer 107 die Richtungsfahrbahnen des Berliner Rings durchgehend. Die Strecke nach Magdeburg zweigt also vom Ring ab. Während des Baues des Dreiecks aber war der Ring in südliche Richtung nach Leipziger Dreieck/Michendorf noch gar nicht geschlossen. Dies geht aus einem Aufsatz5 von Ewald in der Zeitschrift "Der Straßenbau" hervor. |
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Text: H. Schneider, Siehdichum 2011
unter Mitwirkung von R. Arndt, Jüterbog und H.-W. Schmidt, Berlin |
SchrifttumQuelle: Hafen, P. "Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen", Ferdinand Dümmlers Verlag, 1956
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Weiteres Schrifttum
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